Der Nazi-Bäcker von Waldwimmersbach

Abends am 04.09.2016. Draußen ist wieder was los. “Du Arschloch, komm doch runter! Ich hau Dich um, dass Du nicht mehr aufstehst.”

Ich geh mal zum Fenster und schau, was heute wieder anliegt. Mein Nachbar der Bäcker ist allein auf der Straße über seinen Einkaufswagen gestützt (ohne den kann der adipöse Mann nicht laufen) und fordert einen imaginären Gegner zum Kampf unter Männern. Auf Leben und Tod. “Den muss man erschlagen und die blöde Schlampe gleich mit. In dem Alter (38 Jahre) noch ein Kind. Das Balg hat man vorher schon abtreiben müssen.

Das Balg hat man vorher schon abtreiben müssen?

Ich frage ihn nun doch mal aus dem Fenster, wen er eigentlich meint.

“Sowas wie Dich muss man vergasen!”

“Dich! Du Arschloch, Du Wichser! Du gehörst vergast und Deine Alte und das Balg gleich mit. Früher hätte man sowas wie Dich vergast! Komm runter, dann tragen wir das wie Männer aus. Ich erschlag Dich, dann ist Ruhe. Komm raus Du Feigling, ich mach Dich kalt!”

Nicht schon wieder, letzte Nacht wollte mir doch erst so ein Held an die Wäsche, aber das ist ein anderes Thema. Der gehbehinderte alte Mann will mich also erschlagen oder vergasen. Meine Frau vergasen und mein Kind (ein Baby von drei Monaten) auch gleich mit.

Was mache ich jetzt. Ich hatte vor, mein Kind aufwachsen zu sehen und für meine Familie da zu sein. Mache ich nichts, dann besteht die Möglichkeit, immerhin soll der Mann psychisch gestört sein, dass meine Frau und mein Kind ums Leben kommen. Komme ich seiner Aufforderung nach, dann werde ich die nächsten Jahre nicht bei meiner Frau und meiner Tochter sein. Ich überlege einen Moment, überprüfe meinen Stand an Sozialisierung und erschrecke vor mir selbst, als ich bemerke, wie weit ich gehen würde um meine Familie zu beschützen.

Draußen macht der Bäcker weiter. “Bubi komm runter, dass ich Dich erschlagen kann. Tragen wir das doch aus wie Männer. Du Feigling, komm endlich runter, … [] … .” Und so weiter und so fort.

Meine Frau fährt mit dem Kind weg, nachdem es in den letzten Tagen wieder Drohungen (der mich mit meinem Kind fast auf dem Gehweg umgefahren hätte) gab, war das auch gut so. Ich atme durch und rufe die Polizei. Derweil versucht die Frau des Bäckers ihren Mann von der Straße zu holen. “Nein, ich gehe nicht. Der soll runter kommen, ich will doch nur dass wir das austragen wie richtige Männer.”

Die Polizei kommt. Die Beamten gehen zum Bäcker. Anscheinend hat seine Frau den Mann ins Haus bringen können. Als sie zurück kommen erfahre ich nicht, ob der Herr seine Aussagen und damit sein Vorhaben, meine Familie zu töten, revidiert hat. Ein Protokoll wird angefertigt und mir gesagt, dass ich dann von der Staatsanwaltschaft hören werde.

“Bitte was werde ich?” frage ich die Beamten. Der Bäcker von nebenan will mich erschlagen, vergasen und meine Frau und mein Baby( der Bäcker nannte es “Balg von der blöden Schlampe”) auch. “Und Sie sagen mir, ich bekomme dann irgendwann was von der Staatsanwaltschaft?”

Ja, so ist der Weg, bestätigen mir die Beamten, bevor sie dann wieder wegfuhren.

Zumindest mein Weg wird mir gerade immer unklarer. Ich sehe meine Frau allein mit meinem Kind auf einer grünen Wiese vor einem rauen Gebäude mit Gittern. Und das Bild scheint mir immerhin besser zu gefallen, als kein Bild mit Frau und Kind auf eine grünen Wiese …

7 Gedanken zu „Der Nazi-Bäcker von Waldwimmersbach“

    1. Mir fallen da keine Worte ein, um mich zurückhaltend auszudrücken. Nein, gab noch nicht mal den Versuch, sich zu entschuldigen.

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