Nach Wahldebakel: CDU-Spitzenkandidatin Eisenmann will Verantwortung übernehmen
Ich wusste ja nicht, dass Frau Eisenmann für die unsäglichen Zustände in Lobbach verantwortlich ist. Die CDU hat sicher einen erheblichen Teil daran Schuld, da kann man nicht widersprechen. Aber es sind andere Personen in der CDU, die mal die Verantwortung für ihren eigenen Mist übernehmen sollten, anstatt andere zum Buhmann oder in dem Fall Eisenmann zur Buhfrau zu machen. Die Maskenaffäre ist nur die Spitze des Eisberges.
Darüber hinaus scheint es ein steiles Wahrnehmungsgefälle der Realität von Stadt nach Land zu geben. Wenn ich mir die Wahlergebnisse von Heidelberg anschaue, dann scheint dort die Wahl den aktuellen Entwicklungsstand unserer Gesellschaft, mit einem überdurchschnittlichen Anteil des demokratischen Lagers, widerzuspiegeln. Schaue ich mir dagegen die Wahlergebnisse von Lobbach an, nun ja, gut Ding will Weile haben. Wobei die Ergebnisse eben den aktuellen soziologischen Entwicklungsstand von Lobbach widerspiegeln.
Überdurchschnittlich AFD im Landesvergleich und überdurchschnittlich CDU, FDP usw ist sicherlich auch eine Entwicklung. Fraglich ist eben nur, in welche Richtung eine Entwicklung geht, wenn überdurchschnittlich Rechtsradikale gewählt werden. Doch klar ist, dass nur dann Rechtsradikale gewählt werden können, wenn A: auch welche da sind und B: denen man lokalpolitisch Entwicklungsraum gibt.
Der Bürgermeister von Lobbach sieht jeden Falls noch nicht mal eine Rechte Szene in Lobbach, dabei hatten 2016 18,7 % der Wähler in Lobbach ihr Kreuz bei AFD gemacht. Kein gutes Zeugnis für einen Bürgermeister, der 18,7 % seines Volkes nicht sieht. Aber manchmal sieht man eben den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Dagegen sieht die Stadt Heidelberg die unterdurchschnittlichen 5,2 % der AFD in Heidelberg durchaus. Da ist eben ein Unterschied zwischen Heidelberg und Lobbach. Was die einen nicht in geringeren Mengen (2016 10,9% AFD in Heidelberg) haben wollen, daran stören sich die anderen auch in größeren Mengen nicht wirklich. Aber bitte liebe Heidelberger, exportiert die Rechtsradikalen jetzt nicht nach Lobbach, wir haben auch ohne AFD so schon genug davon.
Ob Frau Eisenmann dafür verantwortlich ist, dass Rechtradikale in Lobbach unter dem Deckmäntelchen der Bürgerlichkeit wirken können, das bezweifle ich. Auch für andere Probleme Lobbachs, wie den ungezügelten Verkehr, einer Gemeindeverwaltung mit teilweise fragwürdiger Arbeitsmoral, ignorierte Straftaten, Umweltprobleme durch z.B. Landwirtschaft und so weiter ist Frau Eisenmann nicht wirklich verantwortlich zu machen. Ihre Partei und deren lokale Vertreter aber schon.
Welche Entwicklung bringt es, welche Probleme werden beseitigt, wenn Frau Eisenmann dahingehend Verantwortung übernimmt, dass sie ihren Hut nimmt? Richtig, keine. Die, die hier ihren Hut nehmen sollten, weil sie nicht fähig und manchmal zusätzlich auch nicht willig sind (oder ist die Reihenfolge umgekehrt), Probleme über den Rand ihrer kleinen Zigarrenschachtelwelt hinaus zu lösen, nehmen ihren alten Platz ein und machen weiter so, wie immer. So ist hier nach der Wahl wieder vor der Wahl, ist nach der Wahl vor der Wahl, ist nach der Wahl vor der ….
Der Eintrag über Lobbach in einem Archiv um 2150: Lobbach, ehem. Gemeinde, die einer Hyperstraße zwischen einer modernen Metropole und einer Agrarfläche weichen musste. Ihre eigene Entwicklung stagnierte lange Zeit auf einem niedrigem postsozialisierten Stand mit vorwiegend privatwirtschaftlichen Interessen und religiös-nationalkulturellen Prinzipien. Damit verlor Lobbach immer mehr den Anschluss an die Entwicklung in einer offen Gesellschaft und letztendlich den Zugang zu modernen Entwicklungen. Eintrag Ende.