Auch Rechtsradikale wollen feiern: Kerwe Lobbach 2020

Eigentlich ist es mir egal, was Rechtsradikale, Nazis oder wie auch immer man diese Fehlgeleiteten nennt, machen. Nasebohren, Drogen verkaufen und Baumaschinen vermieten. Doch das definiert Rechtsradikale eben nicht. Klingt soweit sogar unpolitisch, solange man nicht nur im rechten Nasenloch popelt.

Nazigruß, Hakenkreuz und “Judenwitze”

Man muss es schon sehen wollen, man muss genau hinschauen, um sie mancher Orts zu erkennen. Nicht so in Waldwimmersbach. Da tanzen sie auf der Straße. Da machen sie Party. Da dürfen sie noch ungestraft nazigrüßen, vergasen und erschlagen wollen, hier in Lobbach Waldwimmersbach kann man noch Hakenkreuze sprühen, ohne das überhaupt nachdrücklich nach Tätern gesucht wird. Ja, hier ist die Welt noch in Ordnung, wenn man den Worten des Bürgermeisters Glauben schenkt. Ich tu das nicht.

Wo liegt das Problem?

Laut Polizei liegt das Problem bei mir. Klar, denn mich stört das. Für mich liegt das Problem bei der Polizei, die es nicht interessiert. So zumindest hat es mir der Polizist gesagt, der wegen der verschiedenen Probleme bei der Kerwe 2020 in Lobbach die Anzeige wegen Lärmbelästigung, Beleidigung und Sachbeschädigung aufnehmen sollte.

“Sie sind das Problem.”

Genau hat er gesagt: “Sie sind das Problem hier.” Ich kenne die politische Einstellung der Polizei allgemein nicht. Da hört man nur das Eine oder das Andere über Rechtsradikale bei der Polizei aus den öffentlichen Medien. Die Mehrheit, so Innenminister Seehofer steht auf dem Boden des Grundgesetzes. Leider sieht man es dem einzelnen Menschen nicht an, zu welcher Mehrheit er gehört. Ob das hier auch so ist? Man weiß es nicht, man munkelt nur. Sowas kann man für sich daran versuchen zu erkennen, wie der einzelne Beamte auf Hinweise auf Rechtsradikalität, Nazitum und deliktischen Verhalten reagiert. Mein Polizist sagte, es interessiert ihn nicht.

“Das interessiert mich nicht.”

Öffentliche Ordnung, Gesetze, Rechtsstaatlichkeit, das Grundgesetz selbst usw muss auch nicht jeden interessieren. Einen Polizeibeamten sollte das aber schon so irgendwie ein wenig und so tangieren. Ich sei der Ursprung der Probleme hier sagt mir der Polizist, der laut eigenen Angaben seit Februar letzten Jahres hier arbeitet. Nun, das ist vielleicht der Grund, warum er die Dinge so grundlegend falsch sieht. Ich bin nicht der Ursprung von sozialer  Minderkompetenz, ich bin nicht der Ursprung von öffentlich zur Schau gestellten, rechtsradikalem Gedankengut und ich bin nicht verantwortlich, dass hier Täter nicht ermittelt und sanktioniert werden. Dafür ist an anderen Orten unter Anderem die Polizei zuständig.

“Das will ich nicht wissen.”

Aber da der Polizist ja noch nicht so lange da ist, schlage ich ihm vor, dass ich mal vorbeikomme und Unterlagen mitbringe, die ich so habe. Da könnten wir mal nachschauen, wo die Ursprünge der aktuellen Probleme liegen. Zum Beispiel Beweisfälschung und Falschaussagen seiner Kollegen, “Da hab ich kein Interesse.” sagt mir der Polizist. Dann schlage ich ihm vor, dass ich das Zeug mal kopiere und ihm ohne mich zukommen lasse. Da kann er sehen, was so passiert ist und warum ich seit einiger Zeit konsequent Anzeigen erstatte. “Das will ich nicht wissen.” Sagt er dazu.

So soll ich eben daran schuld sein, dass die Kerwe 2020 in Lobbach Waldwimmersbach eine illegale Veranstaltung war? So soll ich daran schuld sein, das wir Tag und Nacht mit Volksmusik belästigt wurden. Ich bin nicht verantwortlich für Volksmusik, beschwert euch darüber bei Heino, den Waldwimmersbacher Hetzbuben oder bei wem auch immer. Ich soll verantwortlich dafür sein, dass man unseren Nachbarn ans Auto fährt und abhaut (wo anders heißt das Fahrerflucht), ich bin nicht dafür verantwortlich, dass Parkverbotsschilder auf einer Baustelle geklaut werden und dann am Gehweg- und Straßenrand vor unserem Haus locker angelehnt werden (wo anders heißt das gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass man größere Mengen vom Sperrmüllhaufen gegenüber auf der Fahrbahn verteilt (auch dafür gibt’s an anderen Orten eine Strafantrag wegen Straßenverkehrsgefährdung). Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass Fahrer, die zuvor stundenlang mit Bier vor der Bäckerei nebenan standen, nach meiner Beschwerde hier in ihr Auto steigen und mit Vollgas im ersten Gang, hupend auf und abfahren. Auch für Geschwindigkeits- und Drogenkontrollen wäre an anderen Orten die Polizei zuständig. Von der zuständigen Polizei gab es dafür bisher noch nicht mal eine Antwort auf den Strafantrag wegen der Straßenverkehrsgefährdung. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Zumindest dann, soweit die Welt in eine Zigarrenschachtel oder heutzutage auch in eine Koksdose passt. Apropos, bitte werft doch eure abgerauchten “Selbstgedrehten” nicht immer vor mein Fenster, auch wenn ihr vielleicht den Unterschied zwischen “Recht auf Rausch” und “Rechts im Rausch” nicht verstehen mögt.

Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass einer der beiden Täter vor einem Jahr von unseren Grundstück Pflanzringe gestohlen hat, um die dann auf die Straße zu werfen. Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass die Anzeige deswegen bis heute nicht bearbeitet wurde. Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass nachts  2:00 Uhr immer noch laut gegrölt und mit mobiler Beschallung die Sau durchs Dorf getrieben wird (wo anders ist das Ruhestörung). Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass während der Kerwe 2020 von Freitag bis Dienstag die Musik vor unserem Haus immer wieder aufgedreht wird, dass sich einige Menschen ohne Mundschutz und ohne Mindestabstand dort aufhalten und teilweise andere Menschen von dort aus mit “Arschloch” uA beleidigt werden.

Anzeige “nur” wegen Beleidigung? Ja klar.

Wenn sich dann genau in dieser Ansammlung von Corona-Ignoranten und Maskenverweigerern auch noch genau die bekannten Rechtsradikalen, Nazis oder wie auch immer man das nennt, aufhalten und man mit denen und bei denen feiert, dann vermute ich, dass man den Abstand zu deren Gedankengut gar nicht möchte. Ein Bürgermeister zum Beispiel, der sich bei einem Nazigruß auf einer früheren Kerweveranstaltung in Waldwimmersbach wegdreht, während sich andere daran stören, könnte meiner Meinung nach den Abstand zu dem rechten Gedankengut gar nicht wünschen, sofern er letztendlich versteht, was rechte Symbolik überhaupt ist.

Wer auf Partys geht, die bei bekannten Rechtsradikalen stattfinden, könnte meiner Meinung nach den Abstand nicht wünschen, den Menschen haben, die demokratische und menschliche Grundsätze vertreten und trotzdem feiern möchten. Und welchen Abstand zu dem Gedankengut könnte man bei Beamten vermuten, die sowas decken, verharmlosen, bagatellisieren oder gar unterstützen, nun ja. Zumindest die Kerwe 2020 wurde auf der Startseite der Gemeinde Lobbach beworben und laut Polizist bin ich das Problem. Jetzt fällt es mir ganz doll schwer, keine Vermutung darüber anzustellen, welches Gedankengut ich bei den Beamten vermute, die das lokal betrifft.

So fragte mich der Polizist, ob ich wirklich eine Anzeige wegen der Beleidigung “Arschloch” machen will. Ja klar und bitte mit Vorgangsnummer, nur so kann ich nachweisen, dass es zur Sprache gebracht wurde und nicht wie einige frühere Anzeigen ohne Vorgangsnummer plötzlich auf dem Revier nicht mehr auffindbar sind. Ich sollte doch mal nachgeben und keine Anzeige machen. Denn, so der Polizist, ich bin der Einzige in Waldwimmersbach, den die Kerwe 2020 gestört hat. Dabei war es nicht die Kerwe, die mich gestört hat. Aber es geht ja scheinbar nicht um den Austausch von Fakten, sondern um Stigmatisierung.

Polizist: Klima der Angst muss man hinnehmen

Diese Aussage halte ich zwar für falsch aber wenn man von Seiten der Polizei die Aussage macht, dass man Straftaten und Drohungen einfach hinnehmen muss, wird die Motivation anderer Mitmenschen eher gering sein, Aussagen zu machen. Nachgeben? Wir können gern mal die Unterlagen durchgehen, was Freundlichkeit, Diskussionsangebote und Nachgeben ohne die nötige Strafverfolgung gebracht hat: “Nein, kein Interesse…”.

Vielleicht sollte das nächste Thema der Kerwe  “Landleben” sein. Da können wir uns alle als braune Schafe verkleiden, kleine Häkelkreuze aus echter Deutschwolle vom Wagen werfen und dabei blöd blöken. Bis auf das Laufen auf allen Vieren, wird der Rest schon gut beherrscht.

 

 

 

 

 

 

 

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