“Hier ist die Welt noch in Ordnung”

Manchmal muss man schon genauer hinsehen, um Rechtsradikale und Nazis zu erkennen. Manchmal muss man das aber auch nicht.

durchgestrichener Davidstern - Friedhof Lobbach Waldwimmersbach
durchgestrichener Davidstern – Friedhof Lobbach Waldwimmersbach

Auf den ersten Blick nur Gekritzel, bis es Klick macht im Kopf. Ein durchgestrichener Davidstern. Für einige immer noch der “Judenstern”. Was der am 24.05.21 auf dem Friedhof in Lobbach Waldwimmersbach macht? Da kann man einiges an Vermutungen anstellen. Zunächst ist er aber eine Veräußerung sozialer und kultureller Fehlentwicklung. Ein Foto von links und ein Foto von rechts und [Scheiße, …] was soll das:

Hakenkreuz - Friedof Lobbach Waldwimmersbach
Hakenkreuz – Friedof Lobbach Waldwimmersbach

Ein Hakenkreuz, polit-topografisch richtig an der rechten Ecke. Schon wieder ein Hakenkreuz. Sowas hatten wir hier auch schon am Haus. Das ist in Lobbach Waldwimmersbach keine Ausnahme. Nun, außer vielleicht für den Bürgermeister, der noch nicht mal eine offen sichtbare rechte Szene sieht. Und seiner Meinung nach ist die Welt hier noch in Ordnung.

Da kann ich nur hoffen, dass es an seinen Fähigkeiten liegt und kein absichtliches Wegsehen oder Decken von Rechtsradikalität ist.  Denn: kennen tut er einige der Rechtsradikalen persönlich. Wundert mich, dass er selbst das nicht erkannt hat. Nun ja, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Nun, was das Hakenkreuz vom November 2019 am Haus betrifft, eine Anzeige wegen Sachbeschädigung wurde bis heute verweigert, was die Entfernung des Kreuzes damals unnötig in die Länge zog. Da hatte man öffentlich nicht mal nach Zeugen gesucht. Warum nicht? Kennt man die Täter etwa? Laut Staatsanwaltschaft nicht, das Verfahren wegen dem Zeigen verfassungsfeindlicher Symbole wurde eingestellt, da man keine/n Täter ermitteln konnte. Was mich aber eben nicht wundert, wenn man nicht wirklich nach Zeugen sucht.

Heute ist der 10.06.21. Seit zwei Wochen schaue ich vergeblich in den Medien nach einer Zeugensuche wegen Davidstern und Hakenkreuz auf den Friedhof. Hat man die Täter etwa schon und braucht deshalb die Öffentlichkeit nicht nach Zeugen zu fragen? Oder will man da etwas vertuschen? Mal angenommen, dem wäre so. Da frage ich mich, ob es noch weitere solcher rechtsdrehender “Meinungsäußerungen” gab, die man auch verheimlicht hat. Wieviele?  Wer hätte die dann verheimlicht und würde man das überhaupt erfahren, wenn man an offizieller Stelle nachfragt?

Wer ist dafür verantwortlich? Eine Antwort gibt’s jetzt schon. Auf jeden Fall auch Jene, die das Problem kennen und vertuschen.

 

 

Nichts Halbes und nichts Viertles – Die Wahl in Sachsen-Anhalt

Die Wahl ist nun gerade eben vorbei. Vorbei an sich selbst. Vorbei an einem Wahlergebnis, mit dem man auf eine starke demokratische Mitte in der Mitte Deutschlands schliessen könnte. Die FACK (FDP-AFD-CDU-Koagulation) hat laut Koalitionsrechner 70 von 97 Stimmen im Parlament.

 

Jetzt könnte man wieder mit der alten Sandale von fehlender Intelligenz der Wähler nach den Wählern selbst schlagen. Kann man, muss man aber nicht. Gewählt wurde so nicht wegen fehlender Intelligenz, sondern sicherlich von der Mehrheit der Wähler, aus Überzeugung. Das war auch 1932 so, als 40,9% NSDAP gewählt wurde. Auch damals war bekannt, was Nazis wollen, immerhin war “Mein Kampf” bereits 1925 veröffentlicht und inhaltlich bekannt. “Man muss eben auch mal die Vorteile sehen”, wurde (nicht nur damals) der Faschismus schön geredet. Und was ist so falsch an Autobahnen. Und bei Autobahnen heiligt das Mittel den Zweck. Ein Argument, dass heute noch zieht, wenn Politiker von Demokratie sprechen aber Krieg meinen.

 

So wanderten die Wähler

 

Zwar sehe ich mich durch die Wahl in Sachsen Anhalt noch nicht gegen den Stacheldrahtzaun gedrängt, den Rechte gern hätten. Aber ich sehen den Zaun und ich sehe die Rechten. Hier in Lobbach Waldwimmersbach sieht der gewählte Bürgermeister noch nicht mal eine rechte Szene, wenn die Hakenkreuze und durchgestrichene Davidsterne auf dem Friedhof sprühen und lautstark zum Vergasen auffordern. Traurig? Nein, gefährlich ignorant.

Und was einige gewählte Vertreter der CDU wollen, hat ja die Maskenaffäre gezeigt. Die Maskenaffäre die Spitze des Eisbergs an vermutlich bestehender Korruption zu nennen, halte ich für eine maßlose Übertreibung. Übertreibung weil Eisberge nicht so groß sind. Allerdings muss ich nicht erst in die Welt segeln, um Korruption und Verschwendung zu sehen. Da kann ich hier in Lobbach bleiben.

Manche sagen, wir lernen aus den Fehlern unserer Vergangenheit. Ich glaube sogar, für manche mag das zutreffen.